Infos: www.mohr-villa.de
In der Ausstellung werden Arbeiten aus den Werkserie „Florales“
gezeigt, die in der Tradition des Stilllebens (frz. Nature morte) stehen.
Wie könnte dieses, die Schönheit der natürlichen Erscheinungsformen
feiernde Genre des Blumenstilllebens im Zeitalter von Tiktok & Co., und der
fortschreitenden Naturzerstörung, aussehen?
Beim ersten Blick auf die ausgestellten Bilder sehen wir abstrakt amorphe
Formen, angefüllt mit Linienläufen und subtilen, abstrakten Farbinseln.
Sobald wir die angedeutete Gefäßform in der unteren Bildzone erkennen,
wird das Farbgefüge als Blumenstillleben lesbar. Blüten und Blattwerk
definieren sich aus der zugewiesenen Farbigkeit und der individuellen
Interpretation der BetrachterInnen.
Unterschiedliche malerische Sprachmittel, in flirrendem Nebeneinander
von Oberflächen und Strukturen, sprengen den Eindruck von Einheitlichkeit.
Der Blick wandert durch das Bild, und bleibt immer wieder an neuen
Details hängen. Leerstellen und Öffnungen zur grundierten Leinwand tun
sich auf – fehlt hier etwas?
Das dem Stillleben ursprünglich zugeschriebene kontemplative Betrachten
und ästhetische Erleben erfährt Brüche. Alles ist gleichzeitig möglich.
Was in den ersten Arbeiten der Serie noch als kompaktes, klar vom einfarbigen
Hintergrund abgesetztes Motiv innerhalb des Bildformats erscheint,
entwickelt sich in der Folge zu einer immer stärker fragmentierten
Vermengung von Bildmotiv und Hintergrund, von der obersten Farbschicht bis hinunter
zur sichtbaren Leinwand. Das Aufreissen der Bildoberfläche und der Formatgrenzen nimmt
mehr und mehr Platz ein. Versatzstücke aus der Wirklichkeit scheinen auf –
oder ist es eine Täuschung?
Anlässlich des Kriegesbeginns in der Ukraine und der weltweit lodernden Konflikte entstand innerhalb der Werkgruppe
der „Florales“ die Serie der „Trauersträuße“.
Die Grabbeigabe als letzer Gruß an die Verstorbenen, wird letzter Gruß und
Mahnung vor menschlicher Zerstörungskraft an die Lebenden.
Vor allem diese Arbeiten waren maßgeblich für die Wahl des Ausstellungstitels
in französischer Sprache. Nicht alleine die Verluste durch die Zerstörung
der Natur, auch die vielen Toten der Kriege, spiegeln sich angemessen im
Begriff des „Nature Morte“ wider.
(Dank an Alex Namuth für ihren inspirierenden Beitrag zur Titelfindung!)
Ulrike Schüler, 2025
kontakt: post@ulrikeschueler.de